Fuerteventura - Eine stürmische Begegnung

10 Jahre ist es jetzt schon her! Damals hatte ich noch nicht viel von der Welt gesehen und suchte nach Erholung, Sonne, Strand und Meer. 

Also bin ich ab ins Reisebüro, habe dort meine vier Wünsche geäußert und ein paar Reisekataloge mitgenommen, die man für mich rausgesucht hat. Reisen übers Internet zu buchen war mir suspekt und ich wollte mich vertrauensvoll in erfahrene Hände begeben (ohne zu ahnen, dass ich einige Jahre später selbst die mit den erfahrenen Händen sein würde).

Nach eingehender Recherche fiel die Wahl auf Fuerteventura. 



Das Hotel liegt in den Dünen nahe Corralejo, direkt am Meer und mitten in einem Naturschutzgebiet. Damals war mir noch nicht bekannt, wie umstritten die Lage der zwei Schwesternhotels ist, denn sie wurden vermutlich illegal dort erbaut.

Die Lage war für meine Ansprüche allerdings nahezu perfekt. Weit ab vom Schuss, Meerblick, Sonne, Sandstrand... ☀️🏖

Ausblick vom Balkon

...und Calima. Calima? Was ist eigentlich Calima? 

Was im ersten Moment klingt wie ein exotischer Cocktail ist ein Wetterphänomen auf den Kanarischen Inseln. Stellt euch vor, jemand pustet euch Wüstensand direkt ins Gesicht und der Körper wird sandgestrahlt – so ungefähr fühlt sich Calima an. Dabei weht trockener, heißer Wind direkt aus der Sahara über die Kanaren und bringt feinsten Staub mit. Der Himmel wirkt diesig, die Sicht wird schlechter und alles bekommt einen leicht gelblichen Schleier. Nicht ganz angenehm, vor allem wenn man empfindlich auf Staub oder Hitze reagiert. Aber so schnell lasse ich mir nicht die Laune verderben. Vor allem, da ich als Nordlicht mit "so'n büschen Wind" wohl umgehen kann. 😉

Hab ich gedacht. 

Blöd war eigentlich nur, dass der starke Wind auch etwas frisch war und ich mich daher am Strand wohlig in der warmen Sonne geräkelt habe, denn im Schatten war mir kalt. Am Abend kam dann die Quittung: Sonnenbrand! Überall! Sogar auf den Augenlidern! 😳

Ich hatte die Sonne maßlos unterschätzt.

Trotz Sand in der Luft hatte die Sonne Kraft.



Die nächsten Tage habe ich mir selbst ein Strandverbot erteilt. Und da wir auch ein bisschen was sehen und erleben wollten, haben wir zwei Ausflüge gebucht. 

Zuerst haben wir eine Inselrundfahrt gemacht. Mit dem Bus ging es in die ehemalige Hauptstadt Betancuria. Heute wirkt es eher wie ein kleines Museumsdorf mit seinen weißgetünchten Häusern, schmalen Gassen und Palmen zwischen Lavasteinmauern. Wer Geschichte mag, ist hier goldrichtig: Die Kirche Santa María, ein Kloster und ein kleines Museum erzählen von Piratenüberfällen, Missionaren und alten Zeiten.




Eine hübsche kleine Stadt. Man fragt sich, wie das Leben hier früher wohl war – ganz ohne Touribusse, Internet und Sand in der Handtasche. 

Aber viel Zeit zur Muße gab es nicht, denn schon bald ging es weiter zum Faro de Tostón.

 

Wenn ich an diesen Leuchtturm denke, erinnere ich mich sofort an den stürmischen Wind, azurblaues Wasser und den leichten Schleier, den Calima über die Insel gelegt hat.




Der Faro de Tostón, auch bekannt als Leuchtturm von El Cotillo, steht an der Nordwestküste der Insel, etwa vier Kilometer nördlich von El Cotillo. Das Besondere: Hier türmen sich gleich drei Leuchttürme verschiedener Bauphasen nebeneinander. Der erste stammt von 1897 (nur 6 m hoch), in den 1950er Jahren folgte ein 15‑Meter-Turm mit achteckiger Form, und 1986 wurde der heutige, rot-weiß gestreifte Turm fertiggestellt – mit 30 m Höhe und Sichtweite von 14 Seemeilen.

Man sagte uns, dass man an klaren Tagen bis nach Lanzarote schauen könnte. Das hätte ich wirklich gern gesehen. Aber auch so hatte der Ausblick etwas Verzauberndes an sich. 

Das alte Wärterhaus beherbergt heute das Museo de la Pesca Tradicional. Dort gibt es eine Ausstellung über die lokale Fischerei. Direkt neben dem Leuchtturm führt ein etwa 1 km langer Lehrpfad entlang der Küste: mit Info-Tafeln zur Geologie, zu Schildkröten, Muscheln und der Tierwelt der Küste.

Ich muss sagen, bevor ich dort war, hätte ich nie gedacht, dass mich diese karge Landschaft so faszinieren würde. Und ich frage mich, wie sieht es dort wohl bei Sonnenuntergang aus? Und ohne Calima? Sollte ich irgendwann nochmal hinfliegen und es herausfinden? 


Am nächsten Tag ging es auf die Fähre nach Lanzarote. Schnell lernte ich, dass ein Mann diese Insel ganz besonders geprägt hat: César Manrique, der einheimische Künstler, der es geschafft hat, Architektur und Landschaft perfekt zu verbinden.




Erster Stopp: das ehemalige Wohnhaus und Atelier von Manrique in Tahíche. In fünf natürlichen Lava-Grotten hat er sein Lebenswerk geschaffen, das heute ein Museum ist - die Fundación César Manrique. Über schmale Tunnel geht es durch das Anwesen, an bunten Kunstwerken vorbei, über offene Ebenen mit Glasfronten, bis hin zum wunderschönen Garten mit weißen Mauern und bunten Blumen. Alles wirkt wie eine Hommage an Lanzarote selbst.




Danach machten wir einen Abstecher zum LagOmar, dem legendären Anwesen bei Nazaret. Entworfen von Manrique für den Schauspieler Omar Sharif – der es aber nach eigener Legende bei einem Bridge-Spiel sofort wieder verlor und nur zwei Tage vor unserem Besuch verstorben war. Heute steht hier ein verspieltes Labyrinth aus Höhlen, Treppen, Gewölben und Wasserbecken – mit Restaurant, Bar und Kunstnischen eingepasst in den Felssteinbruch. Ein Ort, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. 


Hier würde ich gerne mal eine Nacht verbringen. 


Und zum Schluss mein ganz persönliches Highlight. Wenn ich an Lanzarote zurückdenke, gibt es einen Moment, der sich ganz besonders eingebrannt hat – im wahrsten Sinne des Wortes: der Besuch im Timanfaya Nationalpark.

Schon auf dem Weg dorthin wird einem klar: Diese Landschaft ist anders. Fast außerirdisch. Schwarze Lavafelder, rotbraune Krater, dampfende Erde. Wie eine Kulisse aus einem Science-Fiction-Film.




Wir haben den Park mit dem Bus erkundet, denn er darf nicht individuell befahren werden, um die empfindliche Vulkanlandschaft zu schützen. Aber auch aus dem Bus heraus war es faszinierend, die Landschaft zu entdecken, während wir über Lautsprecher mit Informationen berieselt wurden. Erkaltete Lavaströme, Gesteinsformationen mit außergewöhnlichen Farben, die man in der Natur so selten sieht – von tiefem Schwarz über Kupferrot bis hin zu fast violettem Gestein. Hätte man mir gesagt, wir wären auf dem Mars gelandet, hätte ich es wahrscheinlich geglaubt. 




Nach ein paar weiteren entspannten Tagen auf Fuerteventura, endete mein erster Urlaub auf den Kanaren. Sandgestrahlt, sonnenverbrannt, aber voller Eindrücke, die ich nie vergessen werde. Fuerteventura war vielleicht nicht immer sanft zu mir, aber genau das machte diese Reise so besonders. Und Lanzarote? Hat in mir eine Liebe für Vulkankrater entfacht, mit der ich nie gerechnet hätte. 🌋

Würde ich nochmal hinfliegen? Ganz klar: Ja. Aber diesmal mit Lichtschutzfaktor 50 und Sonnenhut. 😎

So sieht man übrigens aus, wenn man sich völlig übermüdet über den gratis Champagner vom Hotel freut. 😅






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