Die 1. Reise meines Lebens

 Was für viele ganz selbstverständlich ist, war früher für mich eine ganz große Sache: in den Urlaub fahren oder fliegen.

Als Kind habe ich mit meinen Eltern Tagesausflüge in den Zoo oder zum Ponyhof gemacht. Aber mehrere Tage woanders sein? Das kannte ich nicht – und es kam mir auch lange nicht in den Sinn.

Irgendwann aber packte mich das Fernweh. Aus irgendeinem Grund hatte ich Italien als Lieblingsland auserkoren. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich eine Zeit lang ein Faible für Mafiafilme hatte? Kann sein.

Dann las ich im Wartezimmer einer Ärztin in einer Zeitschrift vom Geheimtipp Apulien – die Region, "in der die Italiener Urlaub machen". Der Artikel versprach ein authentisches Italien ohne Touristenmassen. Also war der Entschluss gefasst: Apulien sollte es sein. Heimlich riss ich den Artikel aus der Zeitschrift und nahm ihn mit nach Hause.

Von dem Moment an war Sparen angesagt. Jeder Cent, der am Monatsende übrig blieb, wurde aufs Sparkonto gelegt – bis ich genug Geld zusammen hatte.

2012 war es endlich so weit. Voller Neugier und Aufregung habe ich meinen Freund ins Reisebüro geschleppt und – nach ausgiebiger Beratung und ein bisschen eigener Recherche – den ersten Urlaub meines Lebens gebucht.

Dann kam der erste Flug meines Lebens. Ich war so aufgeregt, hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und wahnsinnige Angst, dass mir beim Fliegen schlecht werden könnte. Vorsorglich stellte ich die Spucktüte schon mal bereit und versuchte, mich mit bewusstem Atmen zu beruhigen. Mein Herz schlug so schnell und heftig, dass sogar mein Freund dachte, es springt mir gleich aus der Brust. 

Das Flugzeug startete, hob ab, alles kribbelte – und irgendwo lachte fröhlich ein Kind. Da konnte ich nicht anders, als auch zu lachen.

Als wir über den Wolken flogen und dort oben die Sonne schien, fragte mein Freund: „Sind wir abgestürzt und jetzt im Himmel?“ Da wusste ich: Fliegen ist gar nicht so schlimm, wie ich dachte.

Foto: Mareike Gessner 

Am Flughafen in Bari angekommen, schlug uns erst mal eine unglaubliche Hitze entgegen: 37 Grad im Schatten – damit hatten wir nicht gerechnet.

Zum Glück wurden wir mit einem klimatisierten Taxi abgeholt und bekamen jeder eine Flasche mit kühlem Wasser in die Hand gedrückt.

Nach einer Fahrt durch den turbulenten italienischen Verkehr und einem auf Italienisch schimpfenden Fahrer kamen wir endlich am Hotel an.

Foto: La Chiusa di Chietri


Das Hotel lag sehr ruhig und abgelegen und hatte einen wunderschönen Garten mit zahlreichen Blumen und Pflanzen – sodass wieder der Verdacht in uns aufkam, gestorben und im Paradies gelandet zu sein.



Fotos: Mareike Gessner 

Jetzt konnte er wirklich beginnen: Der erste Urlaub unseres Lebens!


Fotos: Mareike Gessner 


Wir hatten eine tolle Zeit. Haben die Sonne und den Pool ebenso genossen wie das italienische Essen. Sind mit viel zu kleinen Fahrrädern in der sengenden Hitze durch die hügelige Landschaft geradelt. Haben am Strand von Monopoli im Meer gebadet – und das ganz große Highlight war der Tag in Alberobello, der Stadt, die für ihre Trulli berühmt ist: die kleinen weißen Häuschen mit den kegelförmigen Dächern.



Fotos: Mareike Gessner 

Es war unser erstes kleines Abenteuer – für das wir uns leider auch ein bisschen Spott eingehandelt haben:

„Die Palmen in Florida waren schöner!“

Die Palmen in Apulien waren nach wochenlanger Hitze ohne Regen vielleicht nicht saftig grün, aber es war tatsächlich ein authentisches Italien, das uns wirklich berührt hat.

Foto: Mareike Gessner 

Diese Reise – so unspektakulär sie für Außenstehende gewesen sein mag – war der Grundstein für ein neues Leben.

Ein Leben voller Reisen und kleiner Abenteuer – und letztlich sogar einer beruflichen Neuausrichtung.

Foto: Mareike Gessner 

Nicht der Mount Everest - und auch nicht Florida! 

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